Annehmen der künstlerischen LGBTQIA+ Identität: Lebensweisheiten von Troye Sivan, Big Freedia, Hayley Kiyoko und anderen

Jessica Letkemann / June 21, 2022

Sechs Musiker*innen aus der LGBTQIA+ Community erzählen von ihren Erfahrungen auf ihrem Karriereweg und mit dem Feiern ihrer Identität in ihrer Musik.

Keine Kunstform ist so persönlich wie Musik – sie ist ein Ausdruck deiner Persönlichkeit, deiner Erfahrungen und deiner Weltansicht. LGBTQIA+ Künstler*innen wissen, dass diese Art der Selbstdarstellung Herausforderungen und Chancen mit sich bringt. Wir haben Troye Sivan, Big Freedia, Hayley Kiyoko, Sam Smith, Becca Mancari und Joanna Sternberg nach den besten Ratschlägen gefragt, die sie jemals zum Thema Annehmen der eigenen Identität in ihrer Musik erhalten – oder gegeben haben.

Hayley Kiyoko: R-E-S-P-E-C-T

„Als aufstrebende*r Künstler*in – eine Phase, die Jahre andauern kann – musst du immer wieder beweisen, was du wert bist“, erklärt Pop-Phänomen Hayley Kiyoko. „Ich denke, als Frau und besonders als queere Frau in diesem Bereich kann es schwierig sein, sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zu respektieren. Und du weißt auch, dass du nicht der größte Star der Welt bist, also wird dir nichts einfach so geschenkt. Natürlich gibt es selbst dann noch Herausforderungen, die du überwinden musst.“

Hayley wurde einmal gefragt, bei welchem Thema sie am meisten Angst habe, es in ihren Songs zu erwähnen, woraufhin sie eine Erleuchtung hatte. „Ich dachte ‚Oh, ist es das, was ich tun soll? Einfach die Wahrheit sagen?‘“, erklärt sie. „Ich habe so lange einfach nur ‚Du‘ und ‚Er‘ gesagt. Ich stehe auf Frauen seit ich fünf bin, also hat mir das wirklich geholfen, meine Bestimmung als Künstlerin zu finden. Ich verstehe nicht, warum wir so lange brauchen [um zu erkennen], dass unsere größten Stärken unsere Herausforderungen, unsere Ziele, unsere Träume und die Dinge sind, die wir ändern wollen. Das macht uns einzigartig.“

Troye Sivan: Sag es, so laut du kannst

„Ich habe einen schlechten Rat von jemandem bekommen, den ich wirklich, wirklich mag und respektiere, aber mit dem ich nicht mehr zusammenarbeite“, erzählt der australische Sänger und Schauspieler Sivan in unserem Podcast „Best Advice“. „Im Grunde meinte diese Person: ‚Du kannst ja schwul sein, aber musst du es allen unter die Nase reiben?‘ Und zum Glück – vielleicht weil meine Familie wirklich hinter mir steht und immer für mich da ist – wusste ich in dem Moment, dass das kein guter Rat war.“

Big Freedia: Hör nicht auf die Hater*innen

Die Familie war auch für Big Freedia eine große Stütze beim Umgang mit Homophobie während ihrer Jugend in New Orleans. Bei ihrer Musik und der Entwicklung zur Queen of Bounce steht ihr Stolz im Vordergrund. „Als die Leute anfingen, mich zu beschimpfen und runterzumachen, hat meine Mutter immer gesagt: ‚Solange sie dich nicht anfassen, können sie sagen, was sie wollen‘“, erklärt Freedia in unserem Podcast „Best Advice“. „Wenn sie mich Schwuchtel oder Tunte oder was auch immer nannten, habe ich einfach immer ‚Danke‘ gesagt. Sie wussten nicht, wie sie darauf reagieren sollen, und haben aufgehört.“ Ein Teil dieser Stärke kommt daher, dass sie sich selbst treu bleibt und sich nicht dafür entschuldigt, wer sie ist. „Worte können mich nicht verletzen, weil ich genau weiß, wer ich bin.“

Becca Mancari: Musikalisches Coming-Out

Becca Mancari, Singer-Songwriterin aus Nashville, hatte ein komplett anderes Erlebnis mit ihrer Familie. „Für viele queere Personen ist das Coming-Out mit Trauma verbunden, zumindest war das für mich so. Ich habe Jahre damit verbracht, einfach nur zu überleben“, erklärt sie. Im Jahr 2020 wurde sie dazu inspiriert, einen Song über ihr Coming-Out zu schreiben – First Time. Sie beschreibt die Erfahrung so: „Auf eine gewisse Art habe ich gelernt, mich selbst neu zu erziehen, mein inneres Kind zu lieben und nach vorne zu blicken.“ Am Tag der Veröffentlichung hat Becca Panik verspürt. „Dieses ganze Album stellt ein neues Kapitel dar, in dem ich mich frage: ‚Hast du es da raus geschafft? Geht es dir gut? Und wenn du gewissermaßen dein altes Leben hinter dir lassen musst, wie findest du deinen Weg in eine neue Zukunft?

„Die Reaktionen [waren] der Hammer. Die Leute haben mir geschrieben und gesagt: ‚Ich verstehe das so gut, danke.‘ Sogar Eltern haben sich bei mir gemeldet und gemeint: ‚Ich verstehe mein Transkind oder mein queeres Kind nicht, aber ich würde es gerne. Ich möchte es nicht ablehnen.‘ Das ist ein Riesending. Ich hatte keine Ahnung, dass ich so eine Verantwortung übernehmen würde, aber ich glaube, es gibt keinen besseren Zeitpunkt, Musik zu machen, die die Welt verändern wird.“

Joanna Sternberg: Genre und Geschlecht

„Als Klassik- oder Jazzmusiker*in ist es wesentlich schwieriger, sich mit [Geschlechterneutralität] auseinanderzusetzen“, sagt Joanna Sternberg. Joanna schreibt selbst Songs und spielt mehrere Instrumente. „Wenn ich Songs von Irving Berlin oder Cole Porter oder sogar Thelonious Monk spiele … diese Stücke stammen aus einer Zeit, als es kaum oder keine Transpersonen in der Öffentlichkeit gab. Diese Zeit war eine ganz andere, mit viel mehr Homophobie. Und traditionellerweise musst du als Frau bei Auftritten ein Kleid und Make-up tragen.“ Sternberg gibt an, von Bandleadern diskriminiert worden zu sein, weil Sternberg sich nicht als Sexobjekt präsentiert. „Sie sehen mich und können nichts mit mir anfangen, sie wollen keinen Sex mit mir haben – warum bin ich dann da? Das klingt echt hart, aber ich weiß, dass es die Wahrheit ist.“

Sam Smith: Trau dich

„Es ist wirklich eine Schande, dass queere Menschen, insbesondere Frauen, sich ihren Platz im Produktionsraum erkämpfen müssen. Ich hoffe, dass das jetzt besser wird,“ erklärt der nichtbinäre Hitmaker Sam Smith. „Sag einfach das, was du sagen möchtest. Sag, wie du dich fühlst. Du hast genauso das Recht, hier zu sein, wie alle anderen.“

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